Status Epilepticus
- Sicherung der Vitalfunktionen (ABC)
- Sicherung eines iv. Zugangs (so bald wie möglich), ggf nasale Midazolamgabe
- Laborentnahme, insbesondere Blutzuckerkontrolle + Elektrolyte (Natrium)
- Therapie Stufe 1: Applikation eines Benzodiazepins
- Lorazepam (2-4mg iv.)
- Midazolam nasal (5-10mg)
- Midazolam im. (10mg)
- Therapie Stufe 2: Bei weiterhin bestehendem/ erneutem Krampfanfall
- Levetiracetam 60 mg/KgKG (max 4,5g)
- oder Valproat 40mg/kgKG (max. 3000mg)
- Therapie Stufe 3: Bei nicht zu durchbrechendem Krampfanfall Narkoseinduktion (EEG gesteuerte, tiefe Narkose)
- Propofol
- Midazolam
- Thiopental
- Differentialdiagnostik der Ursache in Rücksprache mit Neurologie
- CT-Diagnostik (ggf. zeitnahes MRT)
- Laborkontrolle (Intoxikation, metabolische Ursache?)
- Hinweis auf ZNS-Infektion? - Lumbalpunktion
- EEG Kontrolle
- Schnellübersicht Medikamentendosierungen
Stufen
Stufe 1: Initialbehandlung
Dauer: ca. 10-20 min
- Lorazepam 0,1 mg/kg i.v.
(max. 4mg/Bolusgabe, 2 mg/min)
oder:
- Midazolam 0,2mg/kg i.v.
(max. 10mg/Bolusgabe)
Stufe 2: Benzodiazepin refraktärer SE
Intensivüberwachung Dauer: ca. 30-60 min
Levetiracetam 60mg/kg
(max. 4500mg über > 10min)
- 50 kg KG → 3000 mg
- 70 kg KG → 4200 mg
- 100 kg KG → 4500 mg
Valproat 40mg/kg
(max. 3000mg und max. 10mg/kg/min)
Wahl
- Phenytoin 20mg/kg i.v.
(max. 50mg/min Zielspiegel 20-25mg/l)
- Lacosamid 5mg/kg über 15-30min
Stufe 3: Refraktärer SE, Intensivtherapie mit Intubationspflicht
Dauer: über 60 min, EEG-gesteuerte Intensivtherapie mit kontrollierter Beatmun
Midazolam 0.2 mg/kg i.v. als Bolus
- 50 kg KG → 10 mg
- 70 kg KG → 14 mg
- 100 kg KG → 20 mg
Dann Erhaltungsdosis EEG-gesteuert
ca. 0,1-0,5 mg/kg/h für 24 h
oder
Propofol 2 mg/kg i.v. als Bolus
- 50 kg KG → 100 mg
- 70 kg KG → 140 mg
- 100 kg KG → 200 mg
Dann Erhaltungsdosis EEG-gesteuert
ca. 4-10 mg/kg/h für 24 h
Cave Propofolinfusionssyndrom bei > 5 mg/kg/h für > 48h (Dosisreduktion durch Kombination mit Midazolam möglich)Thiopental 5mg/kg als Bolus
- 50 kg KG → 250 mg
- 70 kg KG → 350 mg
- 100 kg KG → 500 mg
Dann Erhaltungsdosis EEG-gesteuert
0,5-5 mg/kg/h für 24h
Stufe 4: Superrefraktärer SE
SE persistiert trotz 24-stündiger Therapie nach Stufe 3 oder rezidiviert bei Reduktion der Anästhetika-Dosen
- erneute Überprüfung der Ätiologie
- V.a. autoimmunologische und entzündliche Ätiologie berücksichtigen
Therapeutisch:
- Therapeutische Verfahren mit geringer Evidenz können in Betracht gezogen werden
- Eine Thiopentalnarkose kann erwogen werden
- Ketamin i.v. oder inhalatives Isofluran kann erwogen werden
- Der Einsatz der ketogenen Diät sollte erwogen werden
Definition
(DGN 2020)
Der Status epilepticus ist ein prolongierter epileptischer Anfall, bzw. durch rezidivierende epileptische Anfälle ohne zwischenzeitliche Wiedererlangung des vorbestehenden neurologischen Befundes in einem umschriebenen Zeitraum gekennzeichnet.
Ätiologie
65%
vorbestehende ZNS Läsionen13%
metabolisch / toxisch / medikamentös (z.B. Alkohol, Porphyrie, etc.),6%
Antikonvulsiva Entzug5%
akute Hirnschädigung- selten Infektionen, Niereninsuffizienz, unklare Ätiologie
Antikonvulsive Medikamente
Levetiracetam
Gut verträglich. Keine Arzneimittelinteraktionen. Dosisanpassung bei
Niereninsuffizienz. Dosierung oral zu intravenös 1:1
. Nebenwirkungen Agitation,
Somnolenz, selten Thrombozytopenie.
Valproat
Initialbolus von 40 mg/kg Körpergewicht Natriumvalproat innerhalb von 5 – 10
Minuten (max. 3000mg). Danach Erhaltungsdosis 30-60mg/kg täglich aufgeteilt
auf 2 Tagesdosen (Zielspiegel 80-140 mg/dl
). Kontraindiziert bei
Leber/Pankreasschäden und Mitochondropathien. Keine Kombination von
Meropenem und Valproat (Absinken des Valproatspiegels). Bei Frauen im
gebärfähigen Alter und möglicher neurochirurgischer Operation
(Thrombozytopenie!) eher vermeiden.
Phenytoin
Gabe über ZVK. Nebenwirkungen sind insbesondere Hypotonien und
Arrhythmien (Häufigkeit korreliert mit Infusionsgeschwindigkeit). Der
erwünschte Bereich des Phenytoin-Plasmaspiegels liegt im Allgemeinen
zwischen 10 und 20 μg/ml
. Sicherer i.v.-Zugang nötig wegen hoher
Gewebetoxizität.
Lacosamid
Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz. Cave bei hoher Dosierung und Koadministration anderer leitungsverzögender (PR-Intervall-Verlängerung) Substanzen. Kontraindikation bei AV-Block II-III.
Antikonvulsive Medikamente (Stufe ¾)
Midazolam 0,2mg/kg iv. als Bolus
Dann Erhaltungsdosis EEG-gesteuert (0,1-0,5 mg/kg/h für 24 h). Nach Studien-lage aber möglicherweise hohe Dosierung (2,9mg/kg/h) mit besserem Outcome (höhere Dosierung kürzere Dauer).
Propofol 2 mg/kg i.v. als Bolus
Erhaltungsdosis EEG-gesteuert (Ziel: Burst-Suppression-Muster, ca. 4–10 mg/kg/h) für 24 h. Cave: Propofol-Infusions-Syndrom. Daher engmaschige Kontrolle auf Azidose, Hypertriglyzeridämie
Thiopental 5 mg/kg als Bolus
Erhaltungsdosis EEG-gesteuert (Ziel: BurstSuppression-Muster, ca. 0,5–5 mg/kg/h) für 24 h.