Sepsis

Overview

Definition

Sepsis

(Sepsis-3, JAMA 2016, S3 Leitlinie Sepsis)

Die Sepsis ist definiert als eine Infektion mit lebensbedrohlicher Organdysfunktion. Als Organdysfunktion ist ein Anstieg des SOFA-Scores um > 1 Punkt definiert.

Septischer Schock

MAP < 65mmHg ohne Vasopressoren und Lactat > 2mmol/l

Sepsis Screening auf Normalstation (qSOFA)

  • Atemfrequenz > 22
  • Systolischer Blutdruck < 100mmg
  • Enzephalopathie (GCS < 15)

Bei mehr als 2 positiven Punkten ist bei Therapiewunsch prinzipiell eine Aufnahme auf eine Intensivstation indiziert.

SOFA Score

(SOFA Score)

Parameter1234
PaO2/FiO2< 400 mmHg< 300 mmHg< 200 mmHg + Beatmung< 100 mmHg + Beatmung
GCS13–1410–126–9< 6
Kreislauf/Katechola
mine
(Dosierungen
in μg/kg/min)

MAP < 70 mm/Hg

Dobutamin
Dopamin > 5 oder
Adrenalin < 0.1 oder
Noradrenalin < 0.1
Dopamin > 15 oder
Adrenalin > 0.1 oder
Noradrenalin > 0.1
Bilirubin1,2–1,9 mg/dl
20–32 μmol/l
2,0–5,9 mg/dl
33–101 μmol/l
6,0–11,9 mg/dl
102–204 μmol/l
> 12,0 mg/dl
> 204 μmol/l
Thrombozyten< 150.000 /μl< 100.000 /μl< 50.000 /μl< 20.000 /μl
Kreatinin1.2–1,9 mg/dl
110–170 μmol/l
2.0–3,4 mg/dl
171–299 μmol/l
3.5–4,9 mg/dl
300–440 μmol/l
oder Urin < 500 ml/d
> 5,0 mg/dl
> 440 μmol/l
oder Urin < 200 ml/d

Therapie

Neben der frühzeitigen Diagnose, Fokuskontrolle und dem Beginn einer antiinfektiven Therapie ist die hämodynamische Stabilisierung der Patienten im septischen Schock von entscheidender Bedeutung. Initial sollten aus Sicht der Autoren hierfür Kristalloide und Noradrenalin eingesetzt werden. In 2 größeren Studien fand sich kein Überlebens-unterschied zwischen restriktiver und liberaler Flüssigkeitstherapie (Classic, Clovers). Bei Infusion großer Mengen von Kristalloid überwiegen im Verlauf möglicherweise die negativen Folgen der Volumentherapie durch Lungen-, Darm- und Gewebeödeme, so dass aus unserer Sicht eine differenzierte (personalisierte) Volumentherapie z.B. mittels PiCCO-Monitoring bei Volumenreagibilität und unter Beachtung sogenannter Sicherheitsparameter wie ELWI/ZVD durchgeführt werden sollte. Der Stellenwert von Humanalbumin ist derzeit ungeklärt (siehe auch Humanalbumin).

Wie bei allen Schockformen muss frühzeitig und zwingend eine orientierende Echokardiographie erfolgen. Zur differenzierten Therapie können die zentral-venöse Sauerstoffsättigung sowie die venoarterielle pCO2-Differenz evaluiert werden. Ob eine Therapie der septischen Kardiomyopathie mit Inotropika das Outcome beeinflusst, ist derzeit nur unzureichend untersucht. Bei hoher Dosierung von Noradrenalin sollte nach Ansicht der Autoren die Gabe von Glukokortikoiden als Bolusgaben erfolgen. (APROCHSS, Adrenal Trial).

Therapie der Sepsis bei unbekanntem Erreger

Infektionsherd unbekannt

Nosokomial

(+ = septischer Schock)

Ambulant

(+ = septischer Schock)

Fokus Atemwege

Nosokomial

Ambulant

Fokus Harnwege

Nosokomial

Ambulant

Fokus Abdomen

Nosokomial

Ambulant

Siehe auch: s2k Leitlinie Kalkulierte parenterale Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen – Update 2018

Neutropene Sepsis

Definition

(DGHO 2018 Leitlinie)

Neutropenie (500/μl neutrophile Granulozyten oder < 1000/μl mit erwartetem Abfall auf 500/μl innerhalb von 2 Tagen) mit Fieber und Infektionszeichen + Sepsis-3-Kriterien.

Besonderheiten

Es gibt keine Evidenz, dass sich Sepsis/- und septischer Schock bei neutropenen und nicht neutropenen Patienten unterscheiden. Nicht destotrotz können typische Infektzeichen bei neutropenen Patienten fehlen. Darüber hinaus besteht ein Risiko für Pilzinfektionen. Aus unserer Sicht solle die Indikation zu einer CT-Untersuchung (Pan-CT des gesamten Körpers) bei kritisch erkrankten Patienten im septischen Schock unbedingt erwogen werden. Die Routine-Gabe von G-CSF wird nicht empfohlen. Die Erholung der Neutrophilenfunktion unter G-CSF Gabe kann zum ARDS führen.

Risikofaktoren für Pilzinfektion

  • Diabetes mellitus,
  • Chronische Leberfunktionsstörung,
  • Chronisches Nierenversagen
  • Prolongiert liegende intravasale Katheter (Dialysezugang, Kimal, ZVK)
  • Totale parenterale Ernährung
  • Vorangegangene Operationen (“major surgery”, insbesonders Abdominaleingriffe)
  • Prolongierte Gabe von Breitspektrum-Antibiotika
  • Prolongierter Krankenhausaufenthalt, ICU-Aufnahme
  • Vorangegangene Pilzinfektion
  • Schwere Haut-/ Weichteilinfektionen
  • Kolonisation mit Pilzen an zwei oder mehr Körperregionen

Schön, dass die Clinomic Knowledge Base dir gefällt

Wusstest du...

Dass wir über 130 top-aktuelle Artikel, relevante Standards und Praxis-Skills zur Verfügung stellen? Kostenlos für jeden Mona-Nutzer oder gratis über unsere App.