Akutes Koronarsyndrom
auf der Intensivstation
👨⚕️ Top-Maßnahmen
Was würde der erfahrene Kliniker tun? Top-Maßnahmen auf der Intensivstation.
- Besteht der Verdacht auf ein Akutes Koronarsyndrom?
- Klinische Symptome
- EKG Streckenveränderungen
- Z.n Reanimation (mit schockbarem Rhythmus/ST-Hebungen)
- 12-Kanal EKG (dauerhaft zur Beurteilung dynamischer EKGStreckenveränderung) und Unterscheidung
- STEMI
- NSTEMI (Troponinkinetik)
- Interdisziplinäre Abwägung bei operativen Patienten
- ASS-Gabe möglich?
- mögliches Blutungsrisiko (duale Plättchenhemmung)
- möglicher Benefit einer Stentimplantation
- Therapie bei Verdacht auf ein Akutes Koronarsyndrom
- Gabe von Acetylsalicylsäure (500mg iv)
- Gabe von unfraktioniertem Heparin (70-100U/kg max. 5000I.E)
- Blutentnahme (nach 3-6h wiederholen)
- Hoch-sensitives Troponin T
- CK
- CK-MB
- Vorgehen bei STEMI
- Primäre PCI unverzüglich anstreben
- Orientierendes TTE (vor PCI aber ohne PCI zu verzögern)
- Nach PCI P2Y-Inhibitor (in Rücksprache mit Kardiologie)
- Diagnostik und Initialtherapie des NSTEMI
- Troponinkinetik
- Echokardiographie mit Frage nach Wandbewegungsstörungen (durch Fachkardiologen)
- Risikostratifizierung (GRACE Score)
- Herzkatheteruntersuchung bei NSTEMI mit Kardiologe diskutieren
- Unverzügliche PCI (< 2h)
- bei hämodynamischer Instabilität
- Anhaltenden ischämischen Beschwerden
- Dynamischen ST-Strecken Veränderungen
- Frühe PCI (innerhalb 24h)
- Troponinkinetik (+/- 20%)
- GRACE Score > 140
- Unverzügliche PCI (< 2h)
Definition des akuten Myokardinfarktes
Siehe Fourth universal definition of myocardial infarction (2018)
Anstieg oder Abfall eines kardialen Troponins (mind. 1 Wert > 99. Perzentile)
und mindestens eines der nachfolgenden Symptome
- Symptome der myokardialen Ischämie
- Neue ischämische EKG Veränderungen
- Neu entstehende, pathologische Q-Zacken
- Wandbewegungsstörungen (Echo) oder Zeichen der Durchblutungsstörung (PET)
- Thrombusnachweis in einem Koronargefäß
Myokardinfarkt nach ACVB (Typ V)
Troponinkinetik
- 10-fache Erhöhung über der 99. Perzentile des cTroponins (bei Patienten mit normalem Baseline-Troponin vor OP)
- Anstieg von mehr als 20% gegenüber dem präoperativen Wert (bei Patienten mit präoperativ erhöhtem Troponin). Der postoperative Wert muss trotzdem 10-fach oberhalb der 99. Perzentile liegen
und mindestens ein weiteres Kriterium
- Neu entstehende, pathologische Q-Zacken
- Bildgebendes Verfahren zeigt neuen Verlust von Myokard kausal vereinbar mit einer Ischämie
- Nachweis einer postoperativ neuen koronaren Flusslimitierung durch Angiographie
Troponinerhöhung auf ICU
Bei kritisch erkrankten Patienten liegen häufig Troponinerhöhungen ohne Verschluss eines Koronargefässes vor. Deshalb kommt im intensivmedizinischen Umfeld der kritischen Interpretationen erhöhter Troponinwerte eine besondere Bedeutung zu. Hierzu müssen klinische Anamnese, EKG, Echokardiographie und dynamischer Troponinverlauf in die Interpretation einbezogen werden.
Linksschenkelblock - STEMI
Der Vorhersagewert eines (neuen) Linksschenkelblockes für einen akuten myokardialen Gefäßverschluss ist im Gegensatz zu früheren Empfehlungen niedrig. Ein Linksschenkelblock ist per se somit kein STEMI Äquivalent. Zur Steigerung des Vorhersagewertes können die (modifizierten) Sgarbossa-Kriterien oder Barcelona-Kriterien verwendet werden.
STEMI-Äquivalente
- Überproportional große T-Wellen (insbesondere V1 – V5)
- Auffällige T-Wellen Morphologie (De Winter T-Welle)
- T-Wellen Inversion in aVL (Re-EKG indiziert, häufig frühes Merkmal für inferioren STEMI)
Typische Komplikationen nach Myokardinfarkt
- Retroperitoneales Hämatom (nach PCI)
- Reinfarkt
- Papillarmuskelabriss mit Mitralklappeninsuffizienz
- Ventrikel Septum Defekt
- Ventrikelruptur