Hyponatriämie
- Nachdenken! Unterscheide den biochemischen und klinischen Schweregrad sowie den akuten bzw. chronischen Verlauf
- Herzinsuffizienz?
- Neue Medikamente (Antidepressiva)?
- Zerebrale Schädigung/ OP?
- Ausschluss einer Pseudohyponatriämie
- Triglyceride, Gesamtprotein, Albumin messen
- bei Hyperglykämie Glucose-korrigiertes Na berechnen
- beachte Karte 👉 Hyperosmolares Koma
- Messung der Serumosmolalität, der Urinosmolalität sowie die Natrium-, Harnstoff- und Kreatininkonzentration im Urin vor Diuretikagabe (Spontanurinprobe), TSH und Cortisol-Messung
- Behandlung der hypotonen Hyponatriämie in Abhängigkeit der klinischen Symptome
- Achte bei der chronischen Hyponatriämie auf einen langsamen Natriumanstieg. Vorsicht bei gleichzeitiger Kaliumkorrektur (erhöht auch den Natriumwert!)
- Max. 10mmol in den ersten 24h, danach 8mmol/24h bis Natrium von 130mmol/L erreicht
- Max. 10mmol in den ersten 24h, danach 8mmol/24h bis Natrium von 130mmol/L erreicht
- Behandlung der hypotonen Hyponatriämie mit schweren Symptomen (akut und chron.) vor weiterer Diagnostik:
- Sofortige Gabe von 150ml NaCl 3% (50ml NaCl 10%) über 20min (2ml/kgKG) (2x Wdh. bis Na-Anstieg 5mmol/L in der 1. Stunde)
- Sofortige Gabe von 150ml NaCl 3% (50ml NaCl 10%) über 20min (2ml/kgKG) (2x Wdh. bis Na-Anstieg 5mmol/L in der 1. Stunde)
- Nur falls nach Na-Anstieg um 5mmol/L keine Besserung der klinischen Symptome
- Fortführung der 3% NaCl Infusion mit Natriumkontrolle alle 4h (Ziel 1mmol/l/h Anstieg. Max. 10mmol in den ersten 24h)
- Fortführung der 3% NaCl Infusion mit Natriumkontrolle alle 4h (Ziel 1mmol/l/h Anstieg. Max. 10mmol in den ersten 24h)
- Behandlung der Hyponatriämie mit moderaten Symptomen (akut und chron.) wie folgt:
- Einmalige Gabe von 150ml 3% NaCl Infusion. Kontrolle Natrium (1,6,12h) (Ziel Na-Anstieg 5mmol/24h, max. 10mmol/24h)
- Einmalige Gabe von 150ml 3% NaCl Infusion. Kontrolle Natrium (1,6,12h) (Ziel Na-Anstieg 5mmol/24h, max. 10mmol/24h)
- Bei hoher Diuresemenge und/oder schnellem Anstieg des Serumnatriums den Einsatz von Desmopressin (2ug 4xtgl) und/oder die Gabe von Glucose 5% erwägen
- Beendigung die Natriumzufuhr bei Serumnatrium > 130mmol/L
Biochemische Klassifikation
Mild | 135 – 130 | mmol/L |
Moderat | 129 – 125 | mmol/L |
Schwer | < 125 | mmol/L |
Klinische Klassifikation
Moderat symptomatisch | Übelkeit ohne Erbrechen, Delir, Kopfschmerzen |
Schwer symptomatisch | Erbrechen, Hämodyn. Symptome, Krampfanfall, Bewusstseinsminderung |
Diagnostischer Algorithmus
Der nachfolgende Diagnosealgorithmus kann als Hilfe zur Diagnose der Hyponatriämie dienen. Von entscheidender Bedeutung ist die Laborentnahme vor Therapiebeginn! Bei symptomatischer Hyponatriämie sollte nach Laborentnahme und Ausschluss einer Pseudohyponatriämie dann die intravenöse Therapie beginnen. Insbesondere bei kritisch erkrankten Patienten können mehrere Ursachen gleichzeitig vorliegen, so dass die hier vorgestellten Diagnosekriterien lediglich zur groben Orientierung dienen.
Ausschluss einer Pseudohyponatriämie
Vor Therapie einer symptomatischen Therapie muss eine Pseudohyponatriämie (normale Serumosmolalität) ausgeschlossen werden. Häufige Ursachen einer Pseudohyponatriämie sind:
- Hyperglykämie
- Hypertriglyzeridämie
- Hyperproteinämie (bsp. Multiples Myelom)
Hypervolämische Hyponatriämie
Urin-Natrium < 30 mmol/L und expandierter ECF. Klinisch am häufigsten bei Herzinsuffizienz oder Leberdysfunktion.
Therapie:
- Außer bei klinischer Symptomatik keine intravenöse Natriumsubstitution
- Flüssigkeitsrestriktion evtl. + Furosemid
- Evtl. Lactulosegabe (30-45ml/4x tgl.)
Überkorrektur der Hyponatriämie
Der zu schnelle Ausgleich der Serumnatriumkonzentration (> 10-12mmol/L in 24h Anstieg) kann zur pontinen Myelinolyse führen. Ob und wie der schnelle Natriumanstieg tatsächlich der kausale Mechanismus dieser Myelinolyse ist, wird derzeit auf Basis von neuen Beobachtungsstudien in Frage gestellt (JAMA 2023, NEJM 2023). Auf Grund des Studiendesigns sind diese Arbeiten allerdings lediglich Hypothesen-generierend und sollten unseres Erachtens nach vorerst nicht zu einer Änderung klinischen Handelns führen.
Insbesondere bei einem plötzlichen Anstieg der Diurese >100ml/h erhöht sich die Gefahr des schnellen Serumnatriumanstieges. Falls das Natrium zu schnell angestiegen ist, kann und sollte es über unten stehende Maßnahmen im Verlauf wieder gesenkt werden.
Risikofaktoren für pontine Myelinolyse
- Reversible Ursache für Hyponatriämie (Nebenniereninsuffizienz., SIADH)
- Gleichzeitige Hypokaliämie
- Leberzirrhose, C2-Abusus
Mögliche Therapie
- 2μg Desmopressin (4xtgl.) + orale Flüssigkeitsrestriktion
- Gabe von Glucose 5% (10ml/kg über 1h)
- Engmaschige Na-Kontrolle (2h stündig)
Nützliche Formeln
- 3% NaCl Lösung 60ml NaCl 10% + 140ml Aqua Dest
- Glucose-Korrektur aktuelles Na-Serum + 2,4mmol/L für jede 5,5mmol/l Gl
- Fraktionelle Natriumexkretion
- Fraktionelle Harnstoffexkretion