Insulintherapie
Grundsätzliches
Hohe Blutzuckerwerte sind mit einem schlechteren Outcome bei kritisch erkrankten Patienten assoziiert. Ob es sich dabei um einen kausalen Zusammenhang oder ein Epiphänomen handelt (Kränkere Patienten = höherer Blutzucker) ist nicht abschließend geklärt. Eine zu enge Blutzuckerkontrolle (BZ Zielwerte 4,6 - 6,5 Leuven Trial) zeigte in einer großen RCT eine erhöhte Inzidenz von Hypoglykämien und eine erhöhte Mortalität (NICE-Sugar). In einem großen gemischten Kollektiv kritisch erkrankter Patienten zeigte eine enge Blutzuckerkontrolle ebenfalls keinen Vorteil (TGC-Fast Trial). Allenfalls in der einer Subgruppe von Patienten mit neurologischer Schädigung lag evtl. ein Vorteil einer strengeren Blutzuckerkontrolle vor. Die externe Validität dieses Subgruppenergebnisses ist allerdings u.a. auf Grund der extrem niedrigen Hypoglykämierate in dieser Studie (<1%) fraglich. Zusammenfassend besteht derzeit keine Indikation für eine strenge BZ-Kontrolle außerhalb klinischer Studien.
Ziel
Blutglucose: 7.8–10 mmol/l
- Hyperglykämien mit Werten > 180 mg/dl (10 mmol/l) (ungefähre Nierenschwelle für Glukose) sollen vermieden werden.
- Hypoglykämien und starke Blutglukoseschwankungen sollen ebenfalls vermieden werden
Blutzuckereinstellung
Über Sonden ernährte Patienten in der Regel mit Insulinperfusor therapieren. Vorsicht bei Ernährungspausen, hier Gefahr der Hypoglykämie. Insulinperfusor stoppen wenn Ernährung pausiert wird.
Umstellung i.v. auf subcutane Insulingabe
Bei oraler Nahrungsaufnahme (ggf. bei längerfristiger Sondenernährung)
- Über 24 h gegebene Perfusor-Insulinmenge durch
6
teilen - Im Verhältnis
3:1:2
auf Früh-Mittag-Abend verteilen. - Falls Verzögerungsinsulin nötig: ca.
1/3
der Gesamtmenge um22:00
Uhr als Verzögerungsinsulin geben