Checkpoint-Inhibitor assoziierte Erkrankung
- Erwäge differentialdiagnostisch bei ICU Aufnahme
- Checkpoint-Inhibitor (CPI) unabhängige Erkrankung
- Komplikation der Tumorerkrankung
- Komplikation der Immuntherapie
- Komplikation der konventionellen Chemotherapie
- Laborentnahme bei allen kritisch Erkrankten mit/nach CPI-Therapie
- Standardaufnahme
- Cortisolbasalwert
- TSH, fT3, fT4
- Differentialblutbild
- PCT, CRP
- Transthorakale Echokardiographie bei hämodynamischer Instabilität zum Ausschluss einer Myokarditis
- CT-Thorax bei respiratorischer Insuffizienz zur Differenzierung Pneumonitis vs. Pilzpneumonie
- Ausschluss Infekt-bedingter Aufnahme Labor, CT, ggf. BAL
- Erwäge Checkpoint-Inhibitor-assoziierte Autoimmunerkrankung
- Colitis
- Hypophysitis
- Thyreoiditis (Hypo- und Hyperthyreose)
- Nebenniereninsuffizienz
- Diabetes mellitus
- Pneumonitis
- Aseptische Meningitis
- Myokarditis
- Bei klinischem Bild einer Sepsis und/oder Vigilanzminderung Addison-Krise differentialdiagnostisch erwägen und ggf. behandeln
- Die Therapie schwerer immunvermittelter organspezifischer Toxizitäten erfolgt im multidisziplinären Team
Allgemeines
Kritisch erkrankte Patienten mit oder nach Checkpointinhibitortherapie stellen eine besondere Herausforderung dar. Bei Aufnahme muss differenziert werden, ob die kritische Erkrankung eine der häufigen Nebenwirkung der Inhibitor-Therapie ist oder eine andere Erkrankungsursache vorliegt. Als klassische Nebenwirkungen treten sog. Immunvermittelte Nebenwirkungen der Immuncheckpointbehandlung (irAE-ICI) auf.
Immuncheckpointinhibitoren
Tumorabwehr durch Unterbrechung der Interaktion zwischen Antigenpräsentierenden Zellen und T-Lymphozyten (Anti-PD/LAG/TIM/CTLA) oder durch Stimulation von CD27/40/GTIR. Es stehen Antikörper gegen CTLA4, PD1 und PD-L1 zur Verfügung. Sie werden derzeit unter anderem bei Lungenkarzinom, Nierenzellkarzinom, Blasenkarzinom und Melanom eingesetzt.
Verwendete Medikamente
- Anti-PD1-Antikörper: Cemiplimab, Nivolumab, Pembrolizumab
- Anti-PD-L1-Antikörper: Atezolizumab, Avelumab, Durvalumab
- Anti-CTLA4-Antikörper: Ipilimumab, Tremelimumab
- Anti-LAG3-Antikörper: Relatlimab
Nebenwirkungen
Schwere Nebenwirkungen treten häufig auf (17-60%). Insbesondere autoimmune Neben-wirkungen spielen dabei eine wichtige Rolle (Pneumonitis, Myokarditis, Endokrinopathien). Diese können noch Monate und zum Teil 1-2 Jahre nach Therapie auftreten (spätes Auftreten besonders bei Endokrinopathien und Nephritis). Daher sollte bei allen kritisch erkrankten Patienten mit und nach Checkpointinhibitortherapie diese Nebenwirkungen in differentialdiagnostische Nebenwirkungen einbezogen werden. Die Therapie schwerer Nebenwirkungen sollte durch ein multidisziplinäres Team erfolgen. Behandlungsgrundsätze spezifischer Organtoxizitäten sind in der Leitlinie 2024 zusammengefasst. Nachstehender Diagnose- und Behandlungsalgorithmus kann auf der Intensivstation bei Patienten mit ICI-Therapie und klinischen Zeichen der Sepsis/Enzephalopathie zur Initialbehandlung angewendet werden.