Neoplasie, maligne
ICU-Behandlung bei Patienten mit Malignom
Allgemeines
Durch Fortschritte in der Krebstherapie hat sich die Prognose von Patienten mit soliden Tumoren und hämato-onkologischen Erkrankungen in den vergangenen Jahren stetig verbessert. Studien zeigen, dass sich auch die mittelfristige Prognose kritisch erkrankter Patienten mit onkologischer Grunderkrankung in den letzten Jahren verbessert hat. Diese Datenlage sollte bei der Entscheidung über die ICU-Aufnahme kritisch erkrankter Patienten mit Malignomen beachtet werden. Gleichzeitig sollte versucht werden, bei onkologischen Patienten am Lebensende eine intensivmedizinische Übertherapie zu vermeiden. Es existieren derzeit nur wenige konsentierte Leitlinien, die sich mit dieser Problematik beschäftigen (Konsensus DGHO).
Entscheidungsfindung Aufnahme onkologischer Patienten
Die Entscheidung über die Aufnahme kritischer erkrankter Patienten auf die Intensivstation sollte in enger Abstimmung mit den behandelnden Onkologen, sowie dem Patienten bzw. seinen Angehörigen getroffen werden. Verschiedene Aspekte verdienen darüber hinaus Beachtung:
Diagnosestellung < 3 Monate
Bei erst kürzlich erfolgter Diagnosestellung kann der Erfolg möglicher onkologischer Therapien eher schlecht abgeschätzt werden.
Überlebensprognose < 6-(12) Monate
Bei nur noch kurzer prognostizierter Überlebenszeit profitiert der Patient möglicherweise nicht mehr von der intensivmedizinischen Behandlung, da ICU-Behandlung und Rehabilitation die verbleibende Lebenszeit ausfüllen.
Bestehende Konditionen die mit schlechter Prognose assoziiert sind
Die auf Seite B aufgeführten Konditionen sind regelhaft mit einem schlechten Outcome assoziiert und sollten daher bei der Entscheidung über die Intensivaufnahme mit einfließen.
Patientenwille
Als wichtiger Aspekt sollten die Erwartungen der Patienten mit einbezogen werden. Dabei sollte evaluiert werden, welche Erwartungen die Patienten an ihr Leben hinsichtlich Lebensqualität etc. nach der Intensivtherapie haben.
Therapie und Therapiebeschränkungen
Unter Berücksichtigung medizinischer Aspekte und des Patientenwillen kann eine Intensivtherapie ohne Einschränkungen, mit Einschränkungen (z.B keine Organersatztherapie mit Dialyse etc.), ein zeitlimitierter intensivmedizinischer Behandlungsversuch oder keine Intensivtherapie indiziert werden.
Konditionen die häufig mit schlechtem Outcome assoziiert sind
Komorbiditäten
Ältere Patienten mit mehreren signifikanten Komorbiditäten
Funktionelle Einschränkungen
- Bettlägerige Patienten (ECOG > 3)
- Frailty
Karzinom-assoziierte Faktoren
- Meningeosis carcinomatosa
- Pulmonale Lympangiosis carcinomatosa
- Refraktäre Leukämie
- Leukämieprogress nach allogener Stammzell-Tx
Unkontrollierte Graft-versus-Host-Disease nach allogener Stammzell-Tx
Intensivmedizinische Faktoren
- Multiorganversagen (> 3-fach)
- Wiederholte ICU-Aufnahmen
- Invasive pulmonale Aspergillose mit Beatmungspflichtigkeit